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Schuld schwarz-weiß

Vermisste Väter GmbH, 1. Fall

Erschienen am 15.11.2022
16,00 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783867121781
Sprache: Deutsch
Umfang: 336 S.
Format (T/L/B): 3 x 21 x 13.1 cm
Einband: Paperback

Beschreibung

Zwei unterschiedliche Frauen auf der Suche. Auf der Suche nach einem verschollenen Vater und seinem ­verschwundenen Sohn. Auf ihren Wegen zur Wahrheit kommen sie an die Grenzen ihrer Werte und Energie, stolpern über Motive und Gerechtigkeit. Es geht um die kleinen und großen Gefühle des Lebens. Um das, was kommuniziert wird, und um das, was ausgelassen wird. Und es geht um die Wunden der Vergangenheit, um die Träume und um die Sorgen der Zukunft. So lösen die zwei jungen Frauen nicht nur den verworrenen ­ersten Auftrag der Privatdetektei Vermisste Väter GmbH in Brüssel - sie tauchen auch ab in ein Familientrauma, das es in sich hat.

Autorenportrait

Nina Laurinkari (geb. Uckel, 1986) kommt ursprünglich aus Berlin - ein glückliches Lehrerkind mit kostbaren Erinnerungen an diverse Rad- und Skitouren, unzählige Skatrunden, intensive Streitgespräche und einen behüteten Alltag (gespickt mit schwarzem Humor und Büchern aller Art). Sie hat vor dem Abitur ein Jahr in Südfrankreich verbracht und nach dem Abitur eines in Madrid. Ihr Studium hat Nina in den Niederlanden absolviert (Europarecht und Internationales Recht) - und danach elf Jahre in Brüssel gelebt und gearbeitet. Seit dem ersten Lockdown 2020 wohnt sie mit ihrem finnischen Mann und ihren beiden Töchtern in Helsinki.

Leseprobe

1. Iris Briefing 1.0 Er gibt mir nicht die Hand, die ich ihm zum Gruß hinhalte. Stattdessen drückt er mir einen Stapel Akten und Fotokopien in den Arm und wendet sich an die Empfangsdame hinter trübem Plexiglas, Ist das die Neue vom Vermissten-Dingens. Keine Frage eigentlich, eher eine Feststellung. Die Frau nickt und widmet sich wieder ihrem Sudokurätsel, von dem ich sie vorhin nur schwer wegbekommen hatte. Unwirsch hatte sie hochgeblickt und kommentarlos eine Kurzwahl ins Telefon getippt, Vermisste Väter warten genuschelt und sofort weiter an der Logikaufgabe gefeilt. Und ich hatte mir die Beine in den Bauch gestanden im trostlosen Eingangsbereich. Die Minuten kamen mir endlos vor, und mit jeder Umrundung des Zeigers auf der Uhr wurde ich nervöser, obwohl der Polizeialltag früher mein tägliches Brot war. Aber jetzt nicht mehr. Bloß nicht mehr. Und als Kommissar Franck Wouters um die Ecke kam und mich noch nicht mal von oben ansah, sondern gar nicht, da wusste ich auch wieder sofort, warum ich den Dienst quittiert hatte, damals. Wegen Typen wie ihm. Na, kann kommen Sie mal mit in die Höhle des Löwen, Mademoiselle. Er macht eine winkende Handbewegung und geht los, schnurstracks an dem alten Aufzug vorbei und eine kleine Wendeltreppe hoch bis in den dritten Stock. Die schweren Türen hält er mir nicht auf; er gibt ihnen lediglich einen Stoß, sodass sie sich bis zum Anschlag öffnen. Ich hetze ihm hinterher und bin es jetzt schon leid. Ähm Luuminen, Iris Luuminen bin ich. Und Madame. Ohne ihn zu sehen, merke ich förmlich, wie sich sein Mund zu einem spöttischen Grinsen verzieht. Soso Er bleibt vor einer halb geöffneten Holztür stehen, auf der ein Sticker von einem Superhelden mit Übergewicht und Glatze klebt. Daneben stehen in schrägen Großbuchstaben Briefing Room 2 sowie die handschriftlichen Kommentare franglais = mission impossible und flanglais = mission impotente. Beides erinnert mich an die Macht der schlechten Insiderwitze, die mich damals immer weiter ins Abseits gerückt hatte. Überhebliche Kollegen mit anspruchslosen und meist schlüpfrigen Witzen, die mich nicht in ihr Wissen und ihre Verbindungen einweihten. Und dann diese ständige Muttersprachsbarriere, die über all unseren Köpfen schwebte wie ein Damoklesschwert: französisch oder flämisch, drinnen oder draußen, echt oder unecht, Kannstewas oder Willstewas. Beides oder gar nur flämisch sprechen zu können, galt als streberhaft beziehungsweise lästig; auf Englisch zu verweisen, als Kriegserklärung. Wenn man darüber hinaus noch eine Frau war, konnte man es eigentlich gleich vergessen. Nicht träumen, Fräulein pardon, Madame Luumi. Immer hinein in die gute Stube. Franck Wouters stößt die Tür mit einem Bein auf und marschiert in einen schlecht beleuchteten Raum, in dem bereits eine Handvoll Kollegen warten. Die schöne Morgensonne hat es bei den hohen und schmalen Fenstern schwer; von den Deckenlampen funktioniert nur eine der drei Neonröhren. Franck Wouters zeigt auf mich und dann wortlos auf einen leeren Stuhl am Ende des langen Tisches. Während er an eine spärlich beschriftete Tafel schreitet, auf die ein brummender Beamer grelles Licht sendet, schiebe ich mich mit gesenktem Kopf und zusammengekniffenen Zähnen an besetzten Stühlen vorbei hin zu meinem zugewiesenen Platz. Unsympathisch ist mir Karlas Kommissar, ganz klar. Sie hatte mich vorgewarnt, er sei ein wenig speziell - Arschloch trifft es wohl eher. Franck Wouters klatscht in die Hände und fängt ohne Vorstellung oder Begrüßung in die Runde an, So die Herrschaften. Fall David Dupont. Ein junger Mann aus Dilbeek verschwindet mit dem Ersparten seiner Mutter. Er wird Sonntagnachmittag das letzte Mal gesehen, von seiner Tante, Béatrice Dupont. Die setzt ihn am Bahnhof von Namur gegen vierzehn Uhr mit dem Auto ab, damit David den Zug nach Oostende nimmt. Richtung angeblicher Abschlussreise. In der im Voraus bezahlten Pension kommt er allerdings nie an. Von der Tante als vermisst gemeldet wird David erst zwei Tage später, sprich gestern. Und warum? Ganz einfach: Die Tante hat noch ein Scheißwochenende. Am Sonntagabend wird nämlich ihre Schwester, also Davids Mutter, tot in der Waldhütte der Familie bei Marcourt in den Ardennen aufgefunden. Kohlenstoffmonoxidvergiftung. Ein bulliger Kollege mit Flechtfrisur hebt seine Hand, ähm - warum ist der Fall hier bei uns in Ixelles auf dem Tisch und nicht in Dilbeek? Gute Frage, Jamal. Franck Wouters dreht sich um die halbe Achse und wendet sich dem Fragenden zu, David wurde im Krankenhaus hinterm Flagey geboren - technisch gesehen ist er also Ixellois. Zumindest auf dem Papier. Jamal schnalzt und lehnt sich auf seinem Stuhl nach hinten. Einige Augenbrauen heben sich; Franck Wouters fährt fort, Davids Mutter hieß Hélène Véronique Dupont und war Krankenschwester in Namur. Darüber hinaus war die Gute stark tablettenabhängig; beide Badezimmerschränke in der Mietwohnung in Dilbeek und im Waldhäuslein bei Marcourt waren bis oben hin voll mit Schlaftabletten und Antidepressiva. Auch im Blut der Toten konnten die Kollegen eine hohe Menge Schlafmittel ausmachen - und die Kaminluke im Waldhaus war zu. Der Kamin war noch warm, als man sie fand. Mama Hélène wollte also anscheinend auf Nummer sicher gehen Franck Wouters bläht seine Backen auf und beugt sich dann über einen Laptop, der auf dem Tisch vor ihm steht. Er drückt darauf herum, bis ein Bild auf die Tafel projiziert wird: Ein dünner, ernst blickender junger Mann mit Schirmmütze ist zu sehen, der schräg hinter einer verhalten lächelnden Frau steht; im Hintergrund Bäume und eine Lichtung, von der aus man in der Ferne ein Tal mit einer Handvoll Häusern ausmachen kann. Das Foto ist ein bisschen schief und verwackelt - ein Profi war hier nicht am Werk. Hélène Dupont war alleinerziehende Mutter, und David laut Zeugen schulfaul und eher zurückgeblieben wer hätte da nicht Pillen eingeworfen. Franck Wouters zwinkert einem jungen Kollegen nahe der Tür zu. Wieder muss ich meine Zähne zusammenbeißen; seine nicht gerade einfühlsame Art finde ich unangebracht, sie irritiert mich. Ungerührt geht Franck Wouters die Faktenlage weiter durch; dass der Tod von Davids Mutter auf den frühen Nachmittag geschätzt wird, sprich, während ihr Sohn von der Tante herumkutschiert wird. Dass es im Waldhaus der Familie keinerlei Spuren auf Fremdeinwirkung gibt. Dass Hélène Dupont friedlich auf dem Sofa lag, als man sie abends fand, nachdem ein Notruf durch die Schwester einging, die im Herrenhaus vergeblich mit dem Abendbrot auf Hélène gewartet hatte. Ich muss kurz daran denken, wie oft ich als Kind mit meinem Bruder und meiner Mutter am gedeckten Abendbrottisch auf meinen Vater gewartet hatte. Wie angespannt meine Mutter immer war und jedes Mal das Schlimmste befürchtete; wie losgelöst und gleichzeitig vorwurfsvoll sie war, wenn er dann heimkam. Ich dachte schon, dir wäre etwas passiert, war ihr Standardkommentar; du weißt doch, dass ich immer nach Hause komme, seine Standardantwort. Aber hier nicht. Hier kam der erwartete Gast nicht zum Essen. und während Hélène Dupont obduziert wird, macht Sohnemann David irgendwo ein verlängertes Partywochenende auf Kosten seiner toten Mutter. Franck Wouters stemmt seine Hände in die Hüften, die Tante hat auf Nachfrage bestätigt, dass sie für David bei der am nächsten liegenden Bankfiliale angehalten hatte. Die gesamten Ersparnisse wurden abgehoben. Knapp 1.950 Euro. Er blickt einen kurzen Moment hin zum verwackelten Familienfoto, Krankenpflege ist eine einzige Scheiße, für alle Beteiligten. Wahrscheinlich liegt David jetzt noch besoffen unter einem Kneipentisch. Oder er hat in irgendeinem Puff im Nirgendwo alle Hände voll zu tun. Franck Wouters zwinkert wieder in die Runde, in der sich viele Münder zu einem Lächeln verziehen. Eine junge Frau in der Ecke blickt verunsichert zu Boden, und ich mache ein Geräusch zwischen Prusten und Schnauben. Ich finde ihn pietät- und taktlos - er gibt sich seit Beginn des Brie...

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